>Also wenn Du mit 40 auf ein Hindernis zufährst das 15m vor Dir auftritt krachst Du (ohne auszuweichen) rein.
Richtig. Die Aufprallgeschwindigkeit liegt bei ca. 32 km/h, was selbst für einen Erwachsenen schon für tödliche Verletzungen ausreichen kann. Das sollte man also vermeiden ...
>Alleine mit der Dödelformel der Fahrschule für den Anhalteweg bei Gefahrbremsung kommst Du dann auf 20m.
Auch richtig. Hier gibt es aber schon etwas zu beachten: Von diesen 20 m entfallen gerade einmal 8 m auf den Bremsweg und die übrigen 12 m auf den Reaktionsweg. Erst über 60 km/h ist der Bremsweg länger als der Reaktionsweg.
In deinem Beispiel (Hindernis in 15 m) bleiben also am Ende des Reaktionswegs, den ich ja weder mit Bremsen noch mit Ausweichen verringern kann, gerade einmal 3 m zum Hindernis übrig.
>Da die meisten Fahrzeuge ABS bzw. ABV besitzen (welches ja genau dazu entwickelt wurde)ist also Bremsen und Ausweichen in bestimmten Situationen das einzig Richtige.
Ja, in manchen Situationen, aber nicht in deiner. Dazu gleich mehr.
Das ABS kann auch nicht die Physik aushebeln: Es gibt eine maximale Kraft, die die Reifen auf die Straße übertragen können. Trotz ABS sind Ausweichen und Bremsen nicht völlig unabhängig voneinander. Ausweichen verlängert den Bremsweg, Bremsen verlängert den Ausweichweg.
>In anderen Situationen falsch, da der Bremsweg noch ausreichen würde.
Das ist nur ein (wichtiger!) Teil des Problems. Zwei andere Teile habe ich oben schon genannt:
- Taucht in meinem Ausweichweg ein Hindernis auf, kommt es zu einer Kollision. Das "Hindernis" kann dabei so ziemlich alles sein. Handelt es sich um Gegenverkehr (z.B. eine Gruppe Radfahrer) wird dessen Fahrtgeschwindigkeit zur Aufprallgeschwindigkeit addiert, der Aufprall wird also heftiger, als es der Aufprall auf das ursprüngliche Hindernis gewesen wäre. Man kann schon alleine deshalb den Standpunkt vertreten, dass man innerorts wegen der grundsätzlich schwerer abschätzbaren Verkehrssituation nicht ausweichen sollte.
- Möglicherweise führt gerade ausweichen zu einem Zusammenstoß mit dem Kind. Die ca. 1,5 Sekunden zwischen Sichtkontakt und Aufprall genügen auch bei von einem Kind erreichbaren Geschwindigkeiten, um deine ganze Fahrzeugbreite zu passieren. Daher meine Frage von oben: Wohin willst du ausweichen? Wo wird das Kind in den 1,5 Sekunden hinlaufen?
>Bei meinem Beispiel von eben wäre Bremsen und Ausweichen die richtige Lösung(ABS vorausgesetzt).
Frage: Wie weit kommst du eigentlich von deiner ursprünglichen Fahrlinie weg?
Die Frage ist schwer, weil sie von sehr vielen Faktoren abhängt und auch viel Rechnerei erfordert. Ich versuche es so darzustellen, dass es mit Schulkenntnissen noch verständlich ist:
- Wieviel Zeit bleibt bis zum Aufprall? Fährt man unverändert gerade weiter, ist es 1/3 Sekunde. Durch das Einschlagen des Lenkrads und die damit verbunde Änderung der Fahrtrichtung verlängert sich aber der Weg zum Hindernis, außerdem wolltest du noch bremsen. Ich rechne hier einmal mit insgesamt 0,5 Sekunden. Das ist aber schon recht großzügig, praktisch dürfte dieser Effekt hier gar nicht ins Gewicht fallen.
- Welche Querbeschleunigung ist erreichbar? Ein "normaler" PKW kann Querbeschleunigungen etwa um 6-7 m/s² erreichen, ein Sportwagen vielleicht auch etwas mehr. Die Tatsache, dass in einer halben Sekunde kein voller Lenkeinschlag erreichbar ist (egal mit wievielen Händen) und dass folglich dieser Wert nicht einmal gegen Ende des Manövers erreicht wird, vernachlässige ich einmal komplett.
- Jetzt kannst du mit der bekannten Formel für gleichmäßig beschleunigte Bewegung (s = 1/2 at²) ausrechnen, dass man unter diesen Annahmen gerade einmal 87,5 cm ausweichen kann.
Realistisch - also ohne die ganzen vereinfachenden Annahmen - sind vielleicht 30 cm. Das spielt aber eigentlich schon gar keine Rolle mehr. Die knapp 90 cm sind schon z